Lange nichts aus Aleppo gehört? Das Team von Vesti.ru ist inzwischen wohlbehalten aus Kurdistan zurück und hat sich nach Aleppo begeben. Gestern wurde eine kurze Reportage veröffentlicht, die allerdings nicht allzu viel an neuer Information bereithält. Neu ist, dass es nur oder immer noch zwei Stadtviertel sind, die von den Rebellenbanden gehalten werden. Eines davon ist Sakhur im Nordosten der Stadt, das andere wird nicht genannt. Implizit wird auch klar, dass die in Aleppo verbliebenen Banden zu den hartgesottenen und kampferprobten Extremisten gehören, zu den professionellen Kämpfern, und Aleppo ist sicher nicht deren erstes Schlachtfeld. Ansonsten kann man sich den Beitrag einmal anschauen, wenn man Anastasia Popowa mal wieder über das Schussfeld rennen oder panisch in Deckung gehen sehen will. Alles in allem ist Popowa mit ihrem Front-Team mit Sicherheit die PR-Initiative (auch) der syrischen Regierung, deren Fehlen z.B. Christoph Hörstel immer mal wieder moniert.
Deswegen vielleicht noch etwas Vortext zu Aleppo. Exakt die dortigen Einheiten sind es, welche die in Doha zusammengebastelte neue Oppositionsstruktur – die Syrische Nationale Allianz – nicht anerkennen. Weder als legitim, noch teilweise oder gar alleinig, wie es das perfide Albion und die Franzosen bereits getan haben. Stattdessen proklamieren sie aus ihren Bunkern heraus den Scharia-Staat Al-Sham.
Das könnte durchaus noch ein Spielchen sein, dass Katar treibt, wo man nicht sehr zufrieden damit ist, dass die Moslembrüder in der neuen Opposition zu wenig Posten und Einfluss abbekommen haben. Oder die Sache ist noch schlimmer – für alle Beteiligten. Nämlich in dem Fall, dass die Islamisten wirklich absolut jeglicher Kontrolle entgleiten.
Ihr Ziel, die Schaffung eines Kalifats, passt zu keinem der Projekte der Aggressoren. Das Kalifat als Mittel zum Zweck – also als Idee, welche eine Menge an Kanonenfutter zusammenziehen soll – ist das Eine; aber als praktisches Ziel ist das schon etwas ganz anderes. Weder Katar, noch die Saud, auch nicht die Türken oder die Israelis brauchen einen solchen Zirkus. Nein, auch nicht die Amerikaner.
Wenn man bedenkt, dass die “Mutter aller Schlachten” in Aleppo schon den vierten Monat andauert, so haben sich die Islamisten ja wohl als ernstzunehmende Kämpfer erwiesen. Nun ist die Frage berechtigt, wie die Aggressoren wohl mit diesem Problem umgehen werden. Der Sinn eines Sturzes der Assad-Regierung ist ja die Installation einer kontrollierbaren und Weisungen ausführenden Entität in Damaskus. Einer schwachen und ohne Ressourcen. Das wäre für alle Beteiligten unter den Aggressoren ein sinnvoller Ausgangspunkt für die Umsetzung ihrer weiteren Pläne. Aber was machen die jetzt mit diesem Kontingent in “Al-Sham”? Und noch eine Bemerkung: von welchen “deutschen Granaten” in dem Beitrag scheinbar die Rede ist, seht ihr ganz unten. Das ist ein Schnappschuss aus einem Bericht von Marat Musin, den er vor drei Tagen aus Damaskus sandte. Wirklich erstaunlich, was im leidgeprüften Syrien so alles zur Oberfläche kommt!
Quelle des Videoberichts: Vesti.ru
Azans Vater wurde ermordet – von den Rebellen. Von denen, die sich als “Freie Armee” bezeichnen. Sie haben ihn an der Schwelle seines eigenen Hauses erschossen. Ebenso kaltblütig verfuhren sie mit dem Onkel und dem Großvater; danach zündeten sie ihre leblosen Körper an. Hier sind sie, alle drei auf einem Foto.
Zwei weitere Familienmitglieder wurden verletzt. Sie schossen zurück, damit die Frauen und Kinder Zeit hatten, aus der Wohnung zu fliehen. Ihr Haus wurde später in die Luft gesprengt.
Es sind ungefähr 200 Banditen in unser Stadtviertel gekommen. Sie sagten, dass sie nun hier die Herren seien. Wir riefen die Nachbarn, Anwohner, überhaupt alle zusammen, um ihnen gemeinsam Widerstand zu leisten. Aber sie kamen uns auf die Schliche und eröffneten das Feuer auf uns.
Die Rebellen wurden schließlich vertrieben – sie flohen in Richtung des historischen Zentrums von Aleppo. Zwei Stadtviertel sind nach wie vor in ihrer Hand.
Hauptsächlich wird an den Randgebieten der Stadt gekämpft. Es geht hier nicht mehr nur um punktuelle Säuberungsaktionen, hier wird ein regelrechter Krieg gegen einen bestens bewaffneten Feind geführt.
Das ist der Einsatzstab. Das Kommando hat ein Oberst, er gibt den Soldaten das Ziel vor.
Ihr geht neben diesem Turm in Stellung und blockiert so die beiden Straßen. Dorthin kommt dann die Verstärkung, mit der wir die Hauptkräfte des Feindes angreifen.
Alle Einzelheiten der Örtlichkeit werden erst anhand der Karte studiert, die Besonderheiten werden noch einmal durchgesprochen, und vor dem Ausrücken zeichnen sie den Einsatzplan noch einmal im Staub nach.
Der Kommandeur des Zugs wird am Bein verletzt. Die Kugel ist stecken geblieben, aber er lehnt eine ärztliche Versorgung ab – der Einsatz ist noch nicht abgeschlossen.
Die Zivilkleidung der Rebellen gibt ihnen die Möglichkeit, einfach die Waffen fallen zu lassen, fortzugehen und sich unter die Bewohner der benachbarten Stadtviertel zu mischen. Ausländische Söldner aber erkennt man am Akzent. Als Bestätigung zeigt man uns die Papiere zweier Getöteter.
Im Stadteil Sakhur kämpft die Al-Kaida. Die Waffen der Gruppe Dschabhad an-Nusra sind komplett ausländischen Ursprungs.
Das ist ein Schrotgewehr aus türkischer Produktion. Und hier haben wir ein amerikanisches Scharfschützengewehr, eine M16. Wir haben auch ein Lager mit deutschen Granaten und selbstgebauten Sprengsätzen gefunden. Hier gibt es auch Nachtsichtgeräte, Zieloptiken und Satellitentelefone.
Dieser Verwundete wird unter dem Feuerschutz der Scharfschützen vom Ort des Kampfes evakuiert. Auf einer gefährlichen Kreuzung nehmen die Soldaten die Rebellen unter Sperrfeuer.
Mit dem stillschweigenden Gutheißen der westlichen Verfechter der Demokratie ist in Aleppo ein weiterer Soldat erschossen worden – ein junger Vater dreier Söhne. Noch eine Familie verliert ihren Ernährer. Die Kinder, solche wie der kleine Azan, werden zu Waisen.
Anastasia Popowa, Michail Witkin, Jewgenij Lebedew. Vesti, Aleppo, Syrien. Durch die syrische Armee konfiszierte Handgranate. Quelle: Kreml.TV / Anna-News